Idee - Von Studierenden für Studierende

Unterstützung brasilianischer Studierender durch die Bereitstellung von Informationen und Dienstleistungen für ein Studium in Deutschland.

Interview mit Jessica von "Idee"

Ein Studium in Deutschland zu beginnen ist für junge Ausländer ein großer Schritt. Um dies zu erleichtern, sollen die erforderlichen Informationen und Orientierungshilfen einfach zugänglich sein - und genau das möchte "Idee" ermöglichen.

Wir haben mit Jessica Szendzielorz, Studentin des Studiengangs Internationale Beziehungen im zweiten Semester an der Hochschule Rhein-Waal, über ihr Start-up "Idee" gesprochen. Sie ist Teil eines fünfköpfigen Teams von verschiedenen Hochschulen und mit unterschiedlichen Hintergründen, das in 2023 das Gründerstipendium NRW gewonnen hat. Wir haben Jessica nach ihrem Gründungsweg gefragt, dem Zusammenschluss der ursprünglich zwei Start-ups/Ideen und was sie für die nahe Zukunft geplant haben.

StartGlocal: Wie seid ihr auf die "Idee" gekommen?

Jessica: Es begann während der Pandemie, als viele Menschen, darunter auch ich, begannen, neue Projekte und Hobbys zu erkunden. Den Wunsch, diese Idee zu verwirklichen, hatte ich jedoch schon bevor ich nach Deutschland kam. Ich erkannte, dass es eine große Herausforderung war, geeignete Informationen für ein Studium in Deutschland zu finden. Und neben den relativ geringen Kosten für ein Studium an einer deutschen Universität/Hochschule standen zwei wesentliche Hindernisse im Weg: das Erlernen der deutschen Sprache und das Erfordernis eines Blocked Account für ausländische Studierende, welcher derzeit etwa 11.208 Euro pro Jahr zur Deckung der Lebenshaltungskosten beträgt.

Durch meine eigenen Erfahrungen motiviert, dachten ich und mein bester Freund, warum wir nicht anderen Studierenden helfen sollten, die den gleichen Weg wie wir einschlagen wollen? Indem wir unser Wissen und unsere Erfahrungen teilen, können wir ihnen den Weg erleichtern. Anfangs bestand unsere Idee im Wesentlichen darin, Informationen auf YouTube zu teilen. Als wir jedoch tiefer in das Projekt eintauchten, verbrachten wir fast zwei Jahre in Führungspositionen bei AIESEC, einer Organisation, die uns wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise echter Organisationen bot. Diese Erfahrung hat unsere Perspektive verändert und uns dazu gebracht, ein wenig über den Tellerrand zu schauen, wie wir unser Projekt zu etwas Nachhaltigem, Hilfreichem und auch Innovativem entwickeln können.

StartGlocal: Was genau ist "Idee"?

Jessica: "Idee" steht für die Kraft der Kreativität und Entschlossenheit, mit kleinen Ideen sinnvolle Veränderungen zu bewirken. Es soll uns daran erinnern, verschiedene Perspektiven zu erkunden, Potenziale zu nutzen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Welt positiv zu verändern.

Wir von Idee sind eine Gruppe von fünf jungen Studierenden, die sich zum Ziel gesetzt haben, zunächst das brasilianische Bildungssystem zu verändern. Unser Ziel ist es, Studierenden unabhängig von ihrem finanziellen oder sozialen Hintergrund gleiche Chancen für ein Auslandsstudium zu bieten. Wir sind der festen Überzeugung, dass Bildung für alle zugänglich sein sollte, denn sie ist der Grundpfeiler unserer Gesellschaft.

StartGlocal: Wie habt ihr euch als Team gefunden und kennengelernt?

Jessica: Die Zusammensetzung unseres Teams war ein ziemlicher Glücksfall, denn alles hat sich wie von selbst ergeben. Ursprünglich waren es mein bester Freund und ich, die von der Idee begeistert waren, so dass wir beschlossen, gemeinsam daran zu arbeiten. Doch studieren, arbeiten und das Projekt wurden uns zu viel, und wir brauchten zusätzliche Hilfe. Wir versuchten, kurzzeitig mit zwei verschiedenen Personen zusammenzuarbeiten, was jedoch nicht funktionierte da alle sehr beschäftigt waren und das Projekt noch in einem sehr jungen Stadium befand.

Glücklicherweise fanden wir schließlich online nach ein paar Monaten drei Gleichgesinnte. Sie hatten einen ähnlichen Bildungshintergrund und ein Produkt, welches auf dieselbe Zielgruppe abzielte. Wir trafen uns mehrmals, um unsere Ziele abzustimmen und Pläne zu besprechen, und beschlossen, uns als Team zusammenzutun. Obwohl der Anfang etwas schwierig war und einige Umstellungen erforderte, hat es sich definitiv gelohnt.

StartGlocal: Welche Art von Unterstützung erhaltet ihr?

Jessica: Anfangs waren wir komplett auf uns allein gestellt, aber als wir mit unserem Projekt vorankamen, wurde uns klar, wie wichtig es ist, sich von erfahrenen Leuten in der Start-up-Welt beraten zu lassen. Während meiner Zeit in Münster wurden wir von der TAFH beraten, die uns wertvolle Einblicke in das Startup-Ökosystem in Deutschland gab. Zu Beginn letzten Jahres haben wir uns intensiv mit der Entwicklung unseres Minimum Viable Product (MVP) beschäftigt.

Nachdem ich nach Kleve gezogen bin, wandte ich mich an StartGlocal, um Tipps zur Verbesserung unseres Businessplans und Pitches zu erhalten. Christina von StartGlocal wurde zu einer motivierenden Kraft, die an unsere Idee glaubte, besonders während der skeptischen Anfangsphase. Bei meinem ersten Pre-Pitch bei Startplatz in Köln erhielt ich wertvolles Feedback zu meinem Pitch, das ich mir zu Herzen nahm und zwei Wochen lang für die eigentliche Präsentation verfeinerte.

Aktuell werden wir im Rahmen des Gründerstipendiums NRW durch das Team von Startplatz unterstützt. Diese Reise hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, ein unterstützendes Netzwerk zu haben. Alleingänge sind eine Herausforderung, und ein starkes Unterstützungssystem zu haben, hat für uns einen großen Unterschied gemacht.

StartGlocal: Wo steht ihr jetzt, und was sind die nächsten Schritte?

Jessica: Im Moment haben wir unser MVP erfolgreich entwickelt und getestet, einen starken Kundenstamm aufgebaut und durch die Teilnahme an renommierten Inkubatoren und Wettbewerben Anerkennung gewonnen. Unsere Website ist eingerichtet, und wir haben ein engagiertes Team. Unsere nächsten Schritte sind die Verbesserung unserer Website, gezielte Marketingmaßnahmen für Universitäten, um mehr internationale Studenten zu gewinnen, und der Aufbau strategischer Partnerschaften mit Universitäten und Unternehmen. Darüber hinaus setzen wir unsere Prioritäten auf Teambildung und Management, um weiter zu wachsen. Insgesamt sind wir begeistert von unseren Fortschritten und den bevorstehenden Möglichkeiten.

StartGlocal: Vielen Dank für die Einblicke, Jessica. StartGlocal wünscht dir und deinem Team alles Gute für die Zukunft! Wir sind schon sehr gespannt, was als nächstes passieren wird.


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